Audismus, eine unsichtbare Diskriminierung

Eine Gemeinschaftsproduktion von Deaf Journalism Europe von Martina Cosentino (il Labiolettore), Jozef Vahovský (DeafStudio) und Kenny Åkesson (Teckenbro).

Die Gesellschaft besteht aus verschiedenen Hindernissen und Herausforderungen für uns Menschen. Für taube Menschen ist Audismus vielleicht die größte Herausforderung. Audismus ist eine Form der Diskriminierung aufgrund einer Hörbehinderung. Sie nimmt verschiedene Formen an, von offensichtlichen Situationen, in denen man von arbeitsbezogenen Treffen ausgeschlossen wird, weil keine Dolmetschenden zur Verfügung stehen, bis hin zu den subtilsten Situationen wie dem Schweigen während eines lautsprachbasierten Gesprächs, bei dem eine taube Person nicht mithalten kann. Deaf Journalism Europe sprach mit dem tauben Forscher Mirko Santoro über das Thema Audismus, zu dem er eine Studie durchgeführt hat.

Gehörlose Menschen sind mit Audismus in verschiedenen Formen und Ausprägungen konfrontiert. Mirko sagt, dass das Bild von Audismus einer Pyramide gleicht, wobei die Spitze aus klarem und offenem Audismus besteht, während der untere Teil aus subtilerem und schwer zu erkennendem Audismus besteht. Außerdem erklärt er, dass Audismus nicht nur dann auftritt, wenn eine hörende Person oder eine Behörde eine taube Person aufgrund ihres Gehörs diskriminiert. Audismus kann auch innerhalb der tauben Gemeinschaft auftreten, wenn zum Beispiel eine taube Person die Fähigkeiten einer anderen tauben Person aufgrund ihres Gehörs abwertet.

Mirko nennt weitere Beispiele für Audismus, die vielen Gehörlosen in ihrem Alltag begegnen. Ein Beispiel ist der Ausschluss von Besprechungen, weil sie ohne Gebärdendolmetscher/innen abgehalten werden, in der Annahme, dass es ausreicht, wenn die taube Person die Besprechungsnotizen hinterher liest. Ein anderes Beispiel ist, dass Unternehmen nur direkte Anrufe zulassen und keine Drei-Wege-Anrufe, die notwendig sind, wenn eine taube Person über einen Relaisdienst anruft. Viele Gehörlose haben die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen das Gespräch deshalb beenden.

Was kann man gegen die Situationen und Audismus tun? Mirko erklärt, dass der Kampf gegen Audismus eine gemeinsame Anstrengung erfordert, bei der Wut nicht die treibende Kraft sein darf. Wut muss sich in Wissen verwandeln. Wenn die taube Gemeinschaft selbst ein gutes Verständnis von Audismus und seinen Auswirkungen auf den einzelnen Gehörlosen hat, wird es einfacher, Audismus zu bekämpfen. Dies kann geschehen, indem man Beweise sammelt, sich gegenseitig unterstützt und Gerechtigkeit einfordert.

Mirko schließt mit der Feststellung, dass Audismus nicht von heute auf morgen ausgerottet werden kann; stattdessen kann es Generationen dauern. Aber irgendwo muss alles anfangen, und jetzt müssen wir die ersten Schritte zu dieser Veränderung unternehmen.